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Bericht zur Exkursion - Biodiversität Reblandschaft Walenstadt

Lebendige Rebberge in unserer Region – Eine Exkursion vom 14. Mai 2023 mit Stefan Greif, BirdLife Schweiz und Hans Brändle Projektleiter BRW in Walenstadt.

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Förderung Biodiversität Reblandschaft Walenstadt

Neulancierung Projekt BRW 22 (Förderung Biodiversität Reblandschaft Walenstadt 2022)

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Nisthilfen

Anbringen und Unterhalt diverser Nisthilfen

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Renaturierung Berschner Bach

Vogelmonitoring der Renaturierung am Berschner Bach.

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Schwalben und Mauersegler

Förderung von Schwalben und Mauerseglern

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Zusammenarbeit im Bereiche Naturschutz

Pflege der Zusammenarbeit mit allen möglichen Partnern zur Förderung und Schutz der einheimischen Natur.

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Sensibilisierung Kleintierhaltung

Unterstützung der Bevölkerung bei der Kleintierhaltung, Sensibilisierung für die Stärkung der tiergerechten Haltung von Haustieren.

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Bericht zur Exkursion - Biodiversität Reblandschaft Walenstadt

Stefan Greif in Gesellschaft eines Wiedehopfs. (Foto: Katrin Wetzig)

Bericht zur Exkursion - Biodiversität Reblandschaft Walenstadt

Lebendige Rebberge in unserer Region

Exkursion in Walenstadt mit Stefan Greif, BirdLife Schweiz und Hans Brändle, Projektleiter Biodiversität Reblandschaft Walenstadt


Noch während die frühen Kirchgänger sich für den Gottesdienst bereit machten, hat bereits eine Gruppe von Naturfreunden, zwei Dutzend an der Zahl, den Weg unter die Wanderschuhe genommen, vom Lindenplatz der sanften Steigung der Bach-, dann der Kirchgasse folgend.

Die Wolkendecke über dem Sarganserland hängt tief und regengrau, doch die Stimmung ist angesichts dessen, dass die Natur natürlich wesentlich im Freien stattfindet, gespannt auf Entdeckungen in Stadtner Rebbergen. Die Geissenherde unterhalb der Schnabelweid trippelt aus dem Stall an den Zaun und meckert der Exkursionsgruppe nach.
An deren Spitze hat sich Stefan Greif gesetzt, ein Dreibeinstativ samt Fernrohr über der Schulter. Greif, seit Sommer 2020 Projektleiter der Abteilung Artenförderung bei BirdLife Schweiz, hat in Deutschland in Biologie promoviert und besitzt langjährige Erfahrung in diversen Ländern, nicht nur als Ornithologe. Von Greifs Wissen, seiner Fähigkeit, Einzelaspekte in grössere Zusammenhänge zu betten, dazu auch die Neugier der Kinder zu fördern, profitierte Jung und Alt. Einige der abwesenden Arten – nicht immer halten sich die Vögel dort auf, wo sie unserer Beobachtung dienlich sind – führte er in Bild und Gesang auf dem Tablet mit, zudem in natura einen Wiedehopf und einen Wendehals, beide zwecks Überleben in handzahm konservierter Beschaffenheit.

2020 hatte BirdLife Schweiz (1922 gegründeter nationaler Naturschutzverband; 18 Kantonalverbände; 430 lokale Sektionen; über 69’000 Mitglieder; www.birdlife.ch) zusammen mit BirdLife Sarganserland, dem Ornithologischen Verein Wartau und den Gemeinden Sargans und Wartau ein Projekt zur Artenförderung gestartet. Im vergangenen Jahr begann BirdLife Schweiz auch in Walenstadt und in Quinten (Gemeinde Quarten) ein Artenförderungsprojekt mit dem Ornithologischen Verein Walenstadt (OVW). Die Gemeinden unterstützen tatkräftig die Bestrebungen, und auch bei den lokalen Winzern ist die Idee auf fruchtbaren Boden gefallen.


Naturnahe Lebensräume schaffen
Unterhalb der Bergstrasse erstrecken sich beidseits des Pfads die Reihen der Rebstöcke. In den einen Gassen steht das Gras hoch, jede zweite Gasse ist gemäht, um der Tierwelt unterschiedliche Räume zur Futtersuche, zum Insektenpicken anzubieten. In etwa sechs Wochen wird das Gras geschnitten, und das angrenzende wächst in die Höhe.
Aufgeregte Krähen vertreiben aus voller Kehle einen kreisenden Mäusebussard aus ihrem Revier. Er zieht stoisch weiter – der Klügere gibt nach. («Eine traurige Wahrheit. Wenn alle Klügeren nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert.» Marie von Ebner-Eschenbach)

Zurück zum Projekt Rebberge. Alle Arten der Fauna und Flora in diesem Bereich schätzen das trockene und warme Klima (das auch im Mai weder trocken noch warm sein kann). Damit möglichst viele Gefiederte und Federlose ihren Bedürfnissen entsprechende Lebensräume vorfinden, die sie zum Bleiben und zur Aufzucht ihres Nachwuchses bewegen, realisiert der OVW unter der Federführung von BirdLife Schweiz, die Rebbergregionen zu naturnahen Lebensräumen aufzuwerten, im Kleinen und im Grösseren Abwechslung zu gestalten für Tiere und für Pflanzen.

Was es mit den fünf in einer Gruppe aufgehängten Holzkästen im Rebberg auf sich hat, erklärt Hans Brändle, Verantwortlicher des OVW für die Förderung Biodiversität Reblandschaft Walenstadt. Verteilt im Gebiet zwischen der Berschner St.-Georgs-Kapelle (dem Sant Jöüri – eine Umformung aus dem rätoromanischen Gieri = Georg) und Quinten hat der OVW 90 Nisthilfen aufgestellt, Kästen für den Wendehals. Die gruppierte Hängung – gut zu sehen auch im Kaliforni-Rebberg – soll den Bedürfnissen des kleinen, sich ausschliesslich von Ameisen und deren Brut ernährenden Spechts entgegenkommen, der seinem Weibchen eine repräsentative Auswahl an hiesigen Hausmöglichkeiten bieten will. Was leider noch allzu selten zum erwünschten Ergebnis führt. Da kann es schon geschehen, dass Frau Wendehals nach pedantisch vorgenommener Inspektion weiterzieht. Er hinterdrein. Man kennt's: Je grösser die Kollektion, desto schwieriger die Beschlussfassung. Schade um jedes hier nicht gelegte Ei. Immerhin: In Heiligkreuz nisten zwei Paare.

Hummeln, Bienen, Wildbienen
Das Angebot läuft. Es gilt auch für andere, etwa den Wiedehopf, für den in Trockenmauern eingelassene Nistkästen bereitstehen, oder für den Neuntöter, der Nahrung in offenen Bodenstreifen sucht, die Zaunammer, den Gartenrotschwanz, den Girlitz, den Ortolan (die Gartenammer), den Trauerschnäpper, den Zilpzalp, die Grasmücke ...
Nistkästen verschiedenen Formats mit unterschiedlich bemessenen Fluglöchern in einem Habitat, das sich durch mannigfaltige Infrastruktur auszeichnet, sollen sie zum Bleiben bewegen. Das Artenförderungsprojekt schafft in der Rebbergregion ein abwechslungsreiches Mosaik an Klein- und Kleinstlebensräumen: Strukturen mit offenen Flächen, brach liegenden mageren Böden, mit übereinander geschichteten Ästen, mit Steinhaufen, Gruppen von Sträuchern und Gebüschen, mit Trockenmauern – Nahrungsangebote und Zufluchtsorte für viele.

Ein Rotmilan zieht über unseren Köpfen seine Kreise. Schwalben fliegen mit flinken Richtungsänderungen, dazwischen einige Mauersegler, die praktisch ihr ganzes Leben im Flug verbringen. (Dieweil unser Leben wie im Flug vorüberzieht.) Sie jagen Insekten, und diese wiederum sind angewiesen auf Blütenpflanzen. Naheliegend, sich einzusetzen für arten- und blütenreiche Wiesen, die auch zum Fortbestand von Hummeln, Honigbienen und Wildbienen unerlässlich sind.

Seit etlichen Jahren konkretisiert sich die Aufmerksamkeit, die Wildbienen zukommt, auf Bruthilfen aller Art, von der Miniunterkunft bis zum opulenten Wohnturm. Nahe beim Wingertgebiet am Lauiweg hat der Biologe und Wildbienen-Förderer Thom Strobl eine Reihe von Bienen-Hotels angebracht. Zusammen mit einem Berufskollegen rief er das Unternehmen «Wildbiene+Partner» ins Leben, das feudale BeeHomes verkauft und zugleich mit Bienenkokons für deren Startbevölkerung sorgt (www.wildbieneundpartner.ch).
Gedacht sind die Unterkünfte, wie Strobl erläutert, für die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta), eine von gut 600 in unserem Land vorkommenden Arten; zwei Drittel sind übrigens Bodennister. (Weltweit wurden 17'000 Wildbienenarten ermittelt.) Die Mauerbienen ähneln kleinen Hummeln, sind friedlichen Gemüts, leben solitär, was Reibereien mit dem Partner auf das Paarungsminimum beschränkt, und fliegen auf der Suche nach Frühjahrsblühern als fleissige Bestäuberinnen und Pollensammlerinnen bereits bei Temperaturen aus, bei denen sich die Honigbienen im Stock noch aneinanderkuscheln.


(Bild Clemente Vidal)

 

Das Blätterdach des Tannewalds zerstäubt den nun doch noch einsetzenden Regen. Im Unterholz hüpft einsam ein Vögelchen über Laub und Wurzeln, des Fliegens nicht mehr mächtig. Stefan Greif birgt es nach bedächtiger Nachstellung mit geübten Händen; das im vergangenen Jahr geborene Trauerschnäpper-Männchen ist flügellahm. Dass es in einer Auffangstation mit Mehlwürmern versorgt und genesen ins Freie entlassen wird, verdankt es gewiss auch der Exkursion des OVW. – Oft sind es ja die kleinen Dinge, die darüber trösten, dass die grossen unserem Einfluss entzogen sind.

(Bild Clemente Vidal)

Impressionen

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